Die Kriegsjahre 1939 bis 1945 und die Vorbereitung des Umzuges an den heutigen Standort

Die Kriegsjahre 1939 – 1945  
Der Tennisklub Schadau-Thun hatte der Genossenschaft einen jährlichen Mietzins zu entrichten, der in den Kriegsjahren von 1939 -1945 infolge Spielermangel, kaum aufgebracht werden konnte. In dieser Zeit waren natürlich auch alle Rohstoffe für die Platzaufbereitung (Sand, Farbe, Netze, u.a.m.) kaum erhältlich.   Die Bälle, welche ja bekanntlich Gummi als Basis haben, konnten nur über den Tennisverband beschafft werden. Der Klub erhielt nur soviel Bälle, wie er Ende Saison des Vorjahres abgeliefert hatte. Die abgespielten Bälle wurden aufgepumt und neu mit Filz überzogen. Dadurch musste im Klub ein Ballwart nominiert werden, der eine sehr undankbare Aufgabe zu bewältigen hatte.  Ueber die Abschrankungen gespielte Bälle mussten unbedingt gefunden werden, um nicht das Kontingent zu schmälern. Dabei gab es immer wieder Reklamationen vom Bauer Siegenthaler, da man beim Suchen das Gras der angrenzenden Weide zertrat. “Beliebt“ war das Suchen “verlorener Bälle” im Herbst, wenn man diese über den angrenzenden Zaun, in die Gärtnerei Schulthess gespielt hatte. Die Spalierbirnen an der die Plätze abgrenzenden Mauer waren besonders süss und saftig!

Die Herren Guido Wenger, Werthmüller (Tennislehrer), Wisard (Tennislehrer), Fred Haller (Präsident und Fred Keller; vlnr; Aufnahme von ca. 1948


Der Mitgliederbestand sank durch die im Aktivdienst stehenden Mitglieder auf ein absolutes Minimum, auch konnte der notwendige Sand und Mergel, sowie die Farbe für die Linien kaum mehr beschafft werden, weshalb man über lange Zeit eine Aufgabe des Klubs und Schliessung der Plätze in Betracht zog.  Um Kosten zu sparen wurde ich vom Vorstande als Wochenplatz-Bub angestellt und hatte die Plätze zu Wischen und zu Spritzen, sowie das Gebäude sauber zu halten. Der bescheidene Monatslohn von etwa Fr. 10.- wurde mir gelegentlich durch die Eltern aufgebessert.
Die Mitgliederbeiträge wurden an der Generalversammlung 1939 wie folgt festgesetzt:

Aktive 18 – 22. Altersjahr
ab 22. Altersjahr
Fr. 30.00
Fr. 75.00
Junioren bis 15. Altersjahr
ab 15. – 18. Altersjahr
 Fr. 10.00
Fr. 20.00


Den Aktivmitgliedern, die während der Mobilmachungszeit Militärdienst leisteten, wurde der Betrag pro Diensttag um Fr. 00.50 gekürzt, wobei mindestens pro Jahr 25 Diensttage absolviert werden mussten. Unter dem Präsidium meines Vaters machte der Tennisklub zwischen 1939 – 1945 seine schwersten Zeiten durch. Ihm und seinem damaligen Vorstand ist es zu verdanken, dass der Tennisklub in dieser Zeit nicht aufgelöst worden ist.

 

TCT Geschichte Linienmalen 1957
Anfangs wurden die Linien von Hand mit Farbe aufgetragen


Aus dem Gründungsjahre 1926 finde ich keine Protokolle, jedoch eine Mitgliederliste, aus der entnommen werden kann, dass im März 1926, 51 Aktivmitglieder, 15 Junioren im Alter von 15-18 Jahren und 9 Schulpflichtige Kinder eingetragen sind. Davon waren 26 Personen Genossenschafts-Mitglieder. Das älteste vorhandene Protokoll ist vom 11. Mai 1927 datiert, als der Vorstand mit den Herren Max Pfanner, Präsident; Dr. Max Reist, Vize-Präs.; Fred Haller, Sekretär &. Kassier; Fritz Fyg, Platzwart; und Jules Schieb, Beisitzer; im Bahnhofbuffet II. Klasse, 17 neue Mitglieder in den Klub aufgenommen hat. Da bereinigte Statuten noch nicht vorlagen, wurden die Neueintritte “nach dem bisherigen Verfahren” (was das auch immer heissen mag?) aufgenommen. Den Eintritten lagen 11 Austritte gegenüber. An der gleichen Sitzung wurde beschlossen, ein Aufnahmegesuch an die Schweizerische Lawn Tennis Association in Montreux zu richten und um Aufnahme in den Tennisverband zu ersuchen.  Weiter kann dem Protokoll entnommen werden, dass ein Mitglied über die Spiel- und Platzordnung, bzw. auf die Platzbenützung an Sonntagen durch seine Kinder, aufmerksam gemacht werden soll!   Durchgeht man die verschiedenen Protokolle fällt einem auf, dass immer wieder Reklamationen betreffs der Benützung der Plätze und der Spieldauer vorgebracht wurden. Es hat demnach ca. 45 Jahre gebraucht, bis man mit dem heutigen Rangeur die Spieldauer festlegte und damit ein geordneter Spielbetrieb erfolgte.  Bereits in den ersten Jahren des Klubs findet man immer wieder Gesuche, um Erlass oder Reduzierung des Jahresbeitrages. Bis zur Einführung des Rangeurs und dem Anbringen der Namenschilder, bezahlte man den Jahresbeitrag im Laufe der Spielsaison oder erst wenn der Kassier mahnte. Man kann nur ahnen, welch ungemeine Umtriebe die Kasssiere in all diesen Jahren zu bewältigen hatten. In meiner Amtszeit als Präsident, also zwischen 1963 – 1976, erliess man der damaligen Kassierin Frau Anni Schieb erstmals den Jahresbeitrag, als kleines Entgelt für die aufwendige Arbeit. Einige Jahre danach kamen auch die übrigen Vorstandsmitglieder in den Genuss der Beitragsfreiheit!  A propos Frau Schieb: Anni war die “strenge, gute Seele” des Vorstandes, die 1937 in den Vorstand gewählt wurde und ununterbrochen bis in meine Amtszeit dem Vorstande angehörte. Sie “diente” in dieser Zeit drei Präsidenten, erst als Sekretärin und über 30 Jahre als “Schatzmeisterin”.   Wie “heilig” ihr die Kasse war, mag folgende Begebenheit zeigen. Der Vorstand hatte in meiner Präsidialzeit einen freien Betrag von etwa Fr. 300.- für das Vorstandsessen. Der damalige Seniorenobmann bekam den Auftrag, das Essen zu organisieren. Etwas zu grosszügig in der Auswahl des Menü und der Weine, liess den Budgetbetrag um etwa Fr. 200.- überschreiten. Alle Vorstandsmitglieder wurden an der nächsten Sitzung zur “Kasse gebeten”, obwohl wir damals noch nicht beitragsfrei waren! Dabei musste auf 5 Rappen genau nachbezahlt werden!!!

TCT Geschichte, Luftaufnahme 50er Jahre
Das Lachenareal vor seiner «Erschliessung» durch Fussball und Tennis

Vorbereitung Umzug Lachen
Durch den ständigen Mitgliederzuwachs nach den Kriegsjahren wurde die Tennisanlage an der Schadau zu klein. Eine Erweiterung der Anlage war auf Grund des Verlustes des Vorkaufsrechtes für das Stück Land an der Seestrasse, nicht mehr möglich. Auch hatte die Inhaberin der Schweizerischen Metallwerke, Frau Else von Selve, die Gärtnerei und den Bauernbetrieb Siegenthaler aufgekauft. Unsere Tennisanlage war deshalb eine “Enklave” in ihrem Grundstück.   Mit dem Präsidentenwechsel von Fred Haller zu Fred Keller, waren “neue, ungebrauchte” Kräfte in den Vorstand gekommen.   Nach der erfolgreichen Kantonalausstellung KABA im Jahre 1949, Schritt man zum Ausbau des Ausstellungsgeländes, zu grosszügigen Sportanlagen. Das Fussballstadion Lachen und das Garderobengebäude wurden erstellt und zwischen Fussballfeld und Zeltweg ein Hartplatz für Basketball bzw. im Winter für Eishockey mit den zugehörigen Zuschauer-Rampen. .   Einem Zeitungsartikel des Stadtarchivars vom 23. Februar 2006 kann entnommen werden, dass am 3. Februar 1956, also im Winter nach der Eröffnung unserer neuen Plätze, der Eishockeyklub Thun bei einer Temperatur von Minus 16 Grad, die Plätze mit Eis belegte. Eine Woche danach stand das Thermometer bei Minus 21C° In welchem Zustande die Plätze im Frühjahr waren, ist leider nicht bekannt.

Doch zurück zur Planung der Plätze am heutigen Standort. Fred Keller und sein Vorstand bemühte sich,  diesen Hartplatz zur Erstellung von neuen Plätzen zu erhalten, war doch der Mitgliederbestand an der Schadau stark angewachsen und für die drei vorhandenen Plätze eindeutig zu gross.   Die Stadiongenossenschaft gab dann nach intensiven Bemühungen des damaligen Vorstandes, diesen Platz im Baurecht zum Bau von 4 Doppel- und 2 Einzelplätzen ab. Einzelplätze mussten erstellt werden, da die Abtretung des Zeltweges für die erforderlich Breite von Doppelplätzen, verweigert wurde.
Die Genossenschaft Tennisplätze Schadau wurde aufgelöst und die Anteilscheine der im Besitze von Klubmitgliedern, bzw. der in der ganzen Schweiz bei den noch lebenden, ehemaligen Mitgliedern befindlichen Wertpapieren, ausfindig gemacht.  Durch die geplante Zeichnung von obligatorischen Anteilscheinen durch die Mitglieder, dem Verkauf der ehemaligen Genossenschaftsscheine an Frau von Selve, sowie eines Betrages der Sport Toto Gesellschaft, glaubte man, die neuen Plätze durch die Firma Bruno Weber auf das Frühjahr 1955 erstellen lassen zu können.

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